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Vereinsgeschichte

Schon lange Zeit, bevor das königliche Spiel vereinsmäßig organisiert war, wurde in Rottweil Schach gespielt. Wie eine bei Ausgrabungen im Haus der früheren Grafen von Sulz im Gebäude Hochbrücktorstr. 27 aufgefundene hölzerne Schachfigur aus dem 16. Jahrhundert belegt (vgl. G.P. Mager, Spiel und Unterhaltung im spätmittelalterlichen Rottweil, in: Vom Anfang bis zu unseren Zeiten. Das mittelalterliche Rottweil im Spiegel archäologischer Quellen, Stuttgart 1998, S. 132 ff. (140)) ist es zunächst wohl die bürgerliche und adelige Oberschicht der Stadt gewesen, die sich dem in Europa seit dem Hochmittelalter bekannten, ursprünglich indischen Figurenspiel, widmete. Im 19. Jahrhundert ist das Schachspiel dann bevorzugt im sog. "Bildungsbürgertum" anzutreffen. Ist es doch gerade ein Spiel, das in geistiger Hinsicht viel vom Spieler an Geschick, Taktik und Strategie abverlangt und daher ein probates Mittel zum Gehirntraining ist, was gerade dieser Gesellschaftsschicht sehr zuspricht.

Mit dem Aufkommen der Cafehäuser in den Städten findet sich bald auch ein geeigneter Ort mit entsprechendem Ambiente, das königliche Spiel aus dem Privatbereich in die Öffentlichkeit zu tragen und einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Viele Cafehäuser, die etwas auf sich halten, führen unter ihren Requisiten auch eine Anzahl von Schachbrettern mit Figuren und richten sogar eigene "Schachecken" ein. Die Cafehaustradition, um die Jahrhundertwende zweifellos an ihrem Höhepunkt angelangt, wurde auch in Rottweil gehegt und gepflegt. In kleinerem Umfang sogar noch bis heute, wo es besonders die älteren, am eigentlichen Turnierschach weniger interessierten Generationen sind, die sich in ständiger Regelmäßigkeit hier noch zum Zeitvertreib treffen und Schach spielen. In früheren Jahren war es stets das Cafe "Lehre". Seit dessen Schließung das "Rössle" ein paar Häuser weiter.

Aus dem Cafehausschach geht nach dem ersten Weltkrieg auch der Schachverein in Rottweil hervor. Nachdem bereits in einigen Nachbarorten Schachvereine gegründet worden waren, entschließt man sich auch in Rottweil zu diesem Schritt. Am 14. Februar 1924 trifft sich ein engerer Schachfreundeskreises im "Rebstock" und ruft den Schachverein Rottweil ins Leben. Die Anzahl der Gründungsmitglieder ist heute nicht mehr genau bekannt, dürfte aber bei etwa 17-20 gelegen haben. An herausragenden Berufsgruppen findet man vorrangig die "denkenden" Schichten vertreten, vor allem Lehrer und Juristen. Handwerker und Arbeiter fehlen dagegen fast völlig. Zu den frühsten Mitgliedern gehört auch der evangelische Stadtpfarrer Kirn samt Haushälterin Schöllkopf. Als einzige Dame in der sonst reinen Männerdomäne sicherlich eine Lichtgestalt, ist Emma Schöllkopf ausweislich ihrer späteren Spielresultate aber auch eine exzellente und spielstarke Schachspielerin. Eine vierköpfige Vorstandschaft mit Oberlehrer Hermann Knittel (1. Vorstand), Kürschner Karl Teufel (2. Vorstand), Kaufmann Johannes Denner (Kassierer) und Ludwig Schmid (Schriftführer) leitet von nun an die Geschicke des Vereins und richtet als eine der ersten Amtshandlungen ein Sommerturnier genanntes erstes Vereinsturnier aus. Aus diesem geht im Mai 1924 mit Braun, der vor Schmid, Fritzenschaft, Denner, Lude, Teufel und Knittel gewinnt, der erste Vereinsmeister hervor. Man entschließt sich auch, erste Mannschaftsturniererfahrungen zu sammeln und nimmt im April am Städteturnier in Donaueschingen teil, wo die wichtigsten südwestdeutschen Schachvereine antreten. Nach einem respektablen 3:3 gegen Villingen verabschiedet man sich mit einer 1:5 Niederlage gegen Freiburg aber schon recht frühzeitig wieder.

Im wesentlichen beschränkt sich das Schachspiel in dieser Anfangszeit auf den vereinsinternen Bereich. Bis zur Anschaffung vereinseigener Schachspiele durch den sich langsam anhäufenden Mitgliedsbetrag - Erwachsene zahlen monatlich 50 Pfennig, Jugendliche die Hälfte, bei Arbeitslosen wird für die Dauer der Arbeitslosigkeit ganz auf den Beitrag verzichtet - behilft man sich an den jeweils mittwochs stattfindenden Vereinsabenden im "Rebstock" mit den privaten Spielen der Mitglieder. Hier hält man dann Ausschau nach adäquaten Gegnern und spielt in recht gelockerter Atmosphäre bis die Gaststätte schließt. Man spielt die Partien noch nicht nach Zeit. Schachuhren wie heute waren zwar im professionellen Turnierschach jener Zeit schon gebräuchlich, in ihrer Anschaffung für einen kleinen Verein aber noch viel zu teuer. So wurden neben 15 Schachspielgarnituren bis Kriegsende nur eine Schachuhr zu Demonstrationszwecken angeschafft. In zeitlicher Hinsicht lief man lediglich Gefahr, von einem allmählich in Langeweile verfallenden Gegner höflich aber bestimmt zu einem Zug aufgefordert zu werden, wenn man doch einmal zu lange sinnierend vor dem Schachbrett verharrte. Im Gegensatz zum heutigen Turnierschach, wo der Konzentration wegen viel Wert auf Geräuscharmut und wenig Ablenkung gelegt wird, konnte es in diesen Zeiten noch recht laut zugehen. Der allenthalben in der Luft liegende Tabak der rauchenden Spieler und der stetige Genuss alkoholischer Getränke während des Spiels taten ihr übriges, die Sinne zu verwirren.

Weil im "Rebstock" nur und ausschließlich Bier ausgeschenkt wird, der in den Augen einiger Mitglieder "die Spielstärke zum Teil ungünstig beeinflusse", wie es im Sitzungsprotokoll wörtlich heißt, entschließt man sich noch im Herbst 1924 zum Umzug ins Cafe "Herb" (heutiges "Parkcafe"). Das "Herb" sollte für die kommenden Jahrzehnte dann das ständige Domizil für die nun donnerstäglichen Vereinsabende werden. Für größere Schachveranstaltungen an den Wochenenden musste dagegen regelmäßig nach einem Ersatzquartier Ausschau gehalten werden. In diesem Punkt gab es zumeist kein Entgegenkommen der Familie Herb, die das Cafe an den Wochenenden für andere Zwecke als Schach benötigte. So war der Verein immer auch auf das Entgegenkommen des "Lehre", der "Alten Post" oder dem "Lamm", um nur einige Ausweichquartiere aufzuzählen, zur Austragung außerplanmäßiger Veranstaltungen angewiesen.

Insbesondere waren dies Freundschaftsspiele mit benachbarten Vereinen. In zeitlich unregelmäßigen Abständen ausgetragen, dienten sie als Ersatz für geregelte Mannschaftskämpfe in Schachligen, die es zur damaligen Zeit im Gegensatz zu heute nicht gab. Wegen des enormen Aufwands - von der ersten Anfrage beim Gegner auf Austragung eines Kampfes über die Spielortsbestimmung, Festlegung der genauen Teilnehmerzahl und der An- und Rückreiseorganisation konnten Monate vergehen -fanden aber auch selten mehr als zwei oder drei Freundschaftsspiele pro Jahr statt. Denn auch die damit verbunden, nicht selten geringen Kosten belasteten die Vereinskasse. War ein Freundschaftsspiel festgelegt, trat man in personeller Hinsicht mit allem auf, was aufzubieten war. 12 und mehr Teilnehmer pro Verein waren dabei keine Seltenheit. Gespielt wurde an den Schachbrettern in numerischer Reihenfolge doppelrundig mit Hin- und Rückspiel, wobei man bald den Kader in eine A- und eine B-Gruppe aufzuteilen begann. Die leistungsstarken Spieler spielten an den vorderen, die schwächeren Spieler an den hinteren Brettern. Gegen den Schachverein Villingen trug man im Juli 1925 an 12 Schachbrettern 24 Spiele aus, wobei man in der Besetzung Lude, Kübler, Kellermann (jun.), Ludwig, Schellhorn, Schmid, Fritzenschaft, Denner, Teufel, Knittel, Kellermann (sen.) und Molt mit 15:9 die Oberhand behielt. Gegen Schwenningen verlor man zwei Monate später zwar 9:11, revanchierte sich aber im März des kommenden Jahres mit 15:9. In selbiger Weise trug man auch gegen Freudenstadt, Tuttlingen, Trossingen und den heute nicht mehr existierenden Schachverein Aistaig, um nur einige zu nennen, Freundschaftsspiele aus.

1925 wird im Verein neben dem Sommerturnier auch ein doppelrundiges Winterturnier eingeführt, das sich bald zum eigentlichen Vereinsturnier entwickelt. Turnierordnung und Schachregeln werden hierbei erstmals verbindlich festgesetzt. Kurios mag aus heutiger Sicht klingen, dass das Berühren einer unziehbaren Figur damals noch einen Strafzug des Königs zur Folge hatte. Nachdem die Anzahl der Teilnehmer, die die Vereinsturniere aufgrund magerer Ergebnisse nicht bis zum Ende durchspielen, zunimmt, und dadurch der Turnierablauf nicht unerheblich in Mitleidenschaft gezogen wird, entschließt man sich 1928 erstmals zur Einführung eines "Reuegeldes". Es wird bei Turnierbeginn von jedem Teilnehmer erhoben und verfällt bei vorzeitigem Turnierausstieg dann zugunsten des Vereins. Eine Regelung, die sich bewährt hat und auch heute noch in Gebrauch ist.

1929 übernimmt Volksbankdirektor Josef Fritzenschaft das Amt des 1. Vorstands. Im gleichen Jahr nimmt der Verein am Städteturnier des schwäbischen Schachbundes in Stuttgart teil, wo man in der Besetzung Kellermann (jun.), Kübler, Ludwig und Schellhorn hinter Stuttgart und vor Schwenningen den 2. Platz belegt. Es ist eine erste Glanzzeit des Vereins. Seine Spitzenspieler gehören ausnahmslos zur Schachelite Württembergs und der Verein ist allerorten sehr angesehen. Dies liegt auch daran, dass er selbst wie ein elitärer Club geführt wird. Jeder Aufnahmewillige hat zuerst eine Probephase zu bestehen, bevor er unter den strengen Augen der sehr auf charakterliche und schachspielerische Merkmale achtenden Mitglieder Aufnahme findet. Man ist aber auch sehr engagiert. Spitzenspieler wie Kellermann und Ludwig referieren in Vorträgen über aktuelle Schacheröffnungen und -Strategien, die an einem Demonstrationsbrett den Vereinsmitgliedern auch praktisch erläutert werden. Weiter wirkt sich auch leistungsfördernd die 1925 eingerichtete Schachbibliothek aus, in der neben aktuellen Werken der Schachliteratur auch das im Abonnement bezogene "Deutsche Wochenschach" zu finden ist.

1931 wird Rechtsanwalt Hermann Kienzle in das Amt des 1. Vorstands gewählt. Der Mitgliedsbeitrag im Verein wird nun auf 3 RM jährlich festgesetzt, Jugendliche zahlen die Hälfte. Zugleich wird das Meisterturnier durch die Einführung von Preisgeldern für die ersten drei Plätze attraktiver gestaltet und die Gesamtspielzeit pro Partie auf max. zwei Stunden begrenzt. Die anhaltende Weltwirtschaftskrise seit den späten zwanziger Jahre wird auch im Vereinsleben deutlicher spürbar. Auf der Jahreshauptversammlung 1932 kann man zwar erfreut ein Anwachsen der Mitgliederzahl auf 30 und den Sieg von Ludwig bei der Schwarzwälder Bezirksmeisterschaft verkünden, doch wird der Spielbetrieb im Verein selbst als recht flau bezeichnet. Einzelne Mitglieder wie Josef Findling, der wegen anhaltender Arbeitslosigkeit aus dem Verein austritt, resignieren. Vorstand Kienzle selbst ist amtsmüde und würde seinen Posten am liebsten abgeben, wird aber einstimmig im Amt bestätigt.

Durchgreifende Veränderungen bringt dann 1933 die Machtergreifung der Nationalsozialisten mit sich. Die fünf bislang selbständigen Schachverbände Deutschlands werden im "Großdeutschen Schachbund" unter zentraler Leitung eines Staatskommissars in Berlin zusammengeschlossen. Auf Bezirksebene wird der Schwarzwaldgau eingerichtet, dem neben Rottweil auch die Vereine aus Freudenstadt, Schramberg, Schwenningen, Trossingen und Tuttlingen angehören. Auf Vereinsebene bleibt der Schachverein Rottweil de facto jedoch von der "Gleichschaltung" verschont. Anstatt einen auswärtigen NSDAP-Funktionär als Vereinsleiter vorgesetzt zu erhalten, wirkt sich hier positiv aus, dass Vorstand Kienzle als einziger im Verein bereits Parteimitglied ist. Deshalb kann er im Amt verbleiben und äußere Einmischungen seitens der Partei weitestgehend verhindern. Das Klima im Verein ist gut. Denn trotz differierender politischer Ansichten - der überwiegende Teil der Mitglieder ist zentrumsorientiert - bleibt auch während des 3. Reichs der Zusammenhalt und menschliche Umgang untereinander uneingeschränkt gewährt. Man respektiert den anderen und denunziert auch nicht.

Auf der Jahreshauptversammlung im Mai 1933 verkündet Vorstand Kienzle neben diesen Veränderungen auch das Schachförderungsprogramm der neuen Reichsregierung, die unter der Schirmherrschaft von Minister Goebbels demnächst mit Aktionswochen zur Schachwerbung aufwarten wird. Wie von allen Vereinen erwartet die neue Reichsregierung auch von den Mitgliedern der Schachvereine einen aktiven Beitrag bei der "Überbrückung der Standesunterschiede" im Rahmen der "nationalen Erhebung", wie sie es auszudrücken pflegt. Unmittelbare Folge hiervon ist der Ausschluss jüdischer Vereinsmitglieder, dem im Schachverein Rottweil Walter und Ludwig Oko zum Opfer fallen.

Allerdings waren bei deren Aufnahme zu Jahresbeginn 1933 bereits größere Ressentiments vorhanden gewesen - die Aufnahme erfolgte erst mit einfacher Mehrheit im zweiten Wahlgang -, was aber weniger auf der Konfession als vielmehr auf deren persönlichen Charakteren beruht haben soll. Bei den anschließend auch tatsächlich stattfindenden Schachwerbewochen präsentiert sich der Verein von seiner besten Seite. Schachturniere für jedermann werden ausgerichtet, die am Abend in gesellige Bewirtung mit Tanz übergehen. Höhepunkt ist eine Simultanveranstaltung mit dem früheren deutschen Schachmeister Hess am 29. Mai 1933 im Cafe "Lehre".

 

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Gruppenbild des Schachvereins Rottweil 1937 mit Josef Fritzenschaft (oberste Reihe, erster von links), Otto Ulmschneider (o.R., dritter v.l.), Walter Banholzer (zweite Reihe v.o., erster v.l.), Dr. Ehrenfried (mit Brille schräg davor stehend), Prälat Stichle (daneben stehend), Ludwig Kellermann (Stufe davor stehend), Otto Stiehle (zweite Reihe v.o., zweiter von rechts, mit Brille), Karl Madlener (erste Stufe von vorne, ganz rechts neben der Säule stehend), Hermann Knittel (daneben, Stufe darüber stehend) und Hermann Kienzle (hinter Knittel stehend). Die übrigen Mitglieder sind bildlich nicht mehr sicher zuordbar.

 

1934 siegt der inzwischen zum Dr. iur promovierte Ludwig Kellermann bei der Schwarzwaldgaumeisterschaft. Mit großem Interesse verfolgt man im April in Villingen die beiden Partien des Weltmeisterschaftskampfes zwischen dem in Triberg wohnhaften und für Deutschland spielenden Bogoljubow gegen Aljechin aus nächster Nähe mit. Insbesondere nimmt man von dem angebotenen Rahmenprogramm mit Simultanveranstaltungen der Großmeistersekundanten gern Gebrauch. In einem schnell organisierten Freundschaftsspiel schlägt man hier in der Besetzung Dr. Kellermann, Riedmüller, Madlener, Riemer, Fritzenschaft, Knittel, Kienzle, Molt, Stiehle, Teufel, Jauch, Hermle und Herlikofer sogar den spielstarken Schachverein Singen mit 9 : 4.

Leider fehlen nun für die Jahre bis Kriegsende Nachrichten über das Vereinsleben fast vollständig. Die vereinseigenen Aufzeichnungen brechen unvermittelt ab. Sie scheinen bei Kriegsende bewusst vernichtet worden zu sein, wohl aus Furcht vor möglichen Repressalien der französischen Besatzungsmacht. Zu verzeichnen ist lediglich, dass durch den beruflichen Fortzug einiger Spitzenspieler der Verein sich zunehmend aus der Elite der württembergischen Spitzenvereine verabschiedet und ins Mittelmaß zurückfällt. Auswärtige Schachturniere werden kaum mehr besucht. Während der Vereinsabende tritt auch das Skatspiel immer mehr in den Vordergrund und verdrängt das eigentliche Schachspielen, das zum Kriegsende hin dann fast völlig zum erliegen kommt. Erwähnenswert ist ferner noch, dass das Mitglied Walter Banholzer als Maschinist auf dem Luftschiff "Hindenburg" bei der Katastrophe von Lakehurst /USA 1938 ums Leben kommt.

Bei Kriegende ist zunächst jede Vereinstätigkeit untersagt, das Schachspiel im Verein auch tatsächlich unmöglich. Denn die französische Besatzungsmacht beschlagnahmt sämtliche Vereinsschachspiele und führt sie als Beutegut fort. Der Verein muss wieder von ganz vorne anfangen. 1946 wird der während der NS-Zeit wegen kommunistischer Umtriebe mehrfach im KZ einsitzende - von daher aber auch politisch nicht vorbelastete - Kaufmann Karl Madlener in das Amt des 1. Vorstands gewählt. In seine Amtszeit fällt 1948 das große Simultanturnier mit dem zu dieser Zeit in Rottweil weilenden Bogoljubow, bei dem der Großmeister gegen 40 Schachspieler gleichzeitig antritt. Es ist im eigentlichen der Startschuss für die Wiederbelebung des Rottweiler Schachsports nach Kriegsende, die nun zügig voranschreitet. 1949 übernimmt Studienrat Otto Stiehle das Vorstandsamt. Stiehle ist zu dieser Zeit nicht nur einer der spielstärksten Akteure auf Bezirksebene und hat über Jahre hinweg das Spitzenbrett in der ersten Mannschaft inne. Während seiner Amtszeit verkörpert sich in seiner Person der Verein wegen seiner vielfachen Aktivitäten und Funktionen auch nahezu vollständig.

Der nach dem Krieg wieder ins Leben gerufene württembergische Schachverband, dem auch Rottweil nun beitritt, geht ab 1950 zu einem geregelten Mannschaftsspielbetrieb über. In den Grenzen Württembergs werden die alten Schachbezirke und - kreise neu eingerichtet. Im südwestlichen Württemberg wird aus den Landkreisen Rottweil und Tuttlingen der Schachkreis "Schwarzwald", aus Balingen und Freudenstadt der Schachkreis "Alb" gebildet, die beide im Schachbezirk "Alb/Schwarzwald" zusammengefasst werden. Die Schachkreise beinhalten eine Nord­ und eine Südgruppe mit jeweils einer A- und B-Klasse. In einfacher Spielrunde werden zunächst die beiden Gruppenersten der jeweiligen A-Klasse ermittelt, die dann gegeneinander um die Kreismeisterschaft spielen. Der Sieger im Kreis "Schwarzwald" spielt anschließend gegen den Sieger des Schachkreises "Alb" um die Bezirksmeisterschaft, die zum Aufstieg in die Landesliga, nach der Oberliga die zweithöchste Spielklasse im Schachverband Württemberg, berechtigt. Von der B-Klasse ist der Aufstieg in die A-Klasse möglich.

Rottweil entsendet bald dauerhaft zwei Mannschaften in die beiden Klassen und erringt in der Spielsaison 56/57 mit einem 6:2 Erfolg gegen Schramberg, dem Sieger der Nordgruppe, zum ersten Mal auch die Kreismeisterschaft. Mit demselben Ergebnis wird in der Besetzung Stiehle, König, Kirn, Hügle, Langjahr, Kienzle, Horacek und Stumpp gegen Balingen auch die Bezirksmeisterschaft gewonnen. Die Option zur Teilnahme in der Landesliga wird allerdings aus Kostengründen nicht wahrgenommen, man spielt auch weiterhin nur auf Bezirksebene. Dort ist die erste Rottweiler Schachmannschaft in den kommenden Jahren aber fast konkurrenzlos. Bis 1960 reihen sich vier Kreis- und Bezirksmeisterschaft nahtlos aneinander Dieser Erfolg beruht nicht nur auf der zunehmenden Mitgliederzahl, die 10 Jahre nach Kriegsende mit 70 Mitgliedern einen ersten Höchststand erreicht hat, sondern auch auf eine gezielte Jugendarbeit. Unter der Leitung von Rektor Hügle wächst ein starker Nachwuchs heran, der 1956 die Krönung im Gewinn der württembergischen Jugendmeisterschaft durch Michael Kirn findet. 1956 wird auch das frühere Mitglied Dr. Ludwig Kellermann, inzwischen Oberregierungsrat im Justizministerium in Stuttgart, württembergischer Schachmeister.

Intern wird neben dem Vereinsturnier, in dem der Vereinsmeister ermittelt wird, in dieser Zeit auch schon ein Blitz- und ein Pokalturnier ausgetragen. Die Zahl der aktiven Teilnehmer hält sich aber recht bedeckt und beträgt selten mehr als zwanzig, wie die Teilnehmerliste des Vereinsturniers 1955/56 (Dietz, Dürr, Dunkel, Dr. Ehrenfried, Fritzenschaft, Gminder, Goldinger, Hoppe, Hügle, Hummel, Kienzle, Kirn, Lang, Leucht, Mager, Manz, Mink, Pagenkopf, Petri, Stiehle, Wagner) verdeutlicht.

Daneben unterhält der Verein freundschaftliche Beziehungen zu den Nachbarvereinen und besonders zum Oberligisten Wangen, mit dem seit Ende der fünfziger Jahre regelmäßig ein Freundschaftsspiel im Jahr ausgetragen wird. Bei den Fahrten ins Allgäu oder an den Bodensee, wo man sich gern auf halbem Wege trifft, sind auch die Familienangehörigen immer mit dabei. Diese Tagesfahrten bilden im eigentlichen Sinne den Auftakt der späteren jährlichen Vereinsausflüge.

 

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Otto Stiehle (Freundschaftsspiel gegen Wangen (Allgäu) in Immenstaad, 1960)
1960 nehmen 32 Spieler am aktiven Spielbetrieb in der 1. Mannschaft (Landesliga III B) und der 2. Mannschaft (Kreisklasse Donau-Neckar) teil. In der Saison 1960/61 nimmt der Verein für die A-Mannschaft erstmals die Option für die Landesliga war und erringt in der Stammbesetzung Stiehle, Ruff, Hügle, Aigner, Krüger, Lipke, Kienzle und Horaczek auf Anhieb die Meisterschaft. Zur Gesamtmeisterschaft und damit zum Aufstieg in die Oberliga ist jedoch noch ein Entscheidungsspiel gegen den Landesligameister der Staffel III A, Post Ulm, erforderlich. Dieses wird am 19. März 1961 im Hotel "Zollernhof" in Sigmaringen ausgetragen, wo man aber die Ulmer Überlegenheit deutlich zu spüren bekommt und mit 1,5:6,5 unterliegt.

 

Im Mai 1962 übernimmt Dipl.-Ing. Günther Krüger das Vorstandsamt. Ein herber Verlust trifft den Verein dann im Mai 1964 mit dem Tod von Vorstand Stiehle, der unter großer Anteilnahme der heimischen Bevölkerung beigesetzt wird. Alle Jubiläumsfeierlichkeiten aus Anlass des 40jährigen Bestehens des Schachvereins werden daraufhin abgesagt. Zu seinen Ehren wird bis in die 80er Jahre hinein das im K.O.-System ausgetragene Otto­-Stiehle-Gedächtnisturnier ausgetragen.

In der Saison 1964/65 stagniert erstmals der Spielbetrieb bei rückläufiger Aktivenzahlen mit Mittelfeldplätzen in der Landesliga und Kreisklasse. Im benachbarten Dunningen war zudem ein Konkurrenzverein entstanden. In einem Freundschaftsspiel am 19. Juni 1965 unterliegt man gar mit 3:5. Nach und nach verliert der Verein Mitglieder, die nach Dunningen abwandern. Der allmähliche Aderlass hat zur Folge, dass in der Saison 1966/67 die erste Mannschaft aus der Landesliga in die Bezirksklasse absteigt und eine zweite Mannschaft wegen Spielermangel teilweise nicht mehr gestellt werden kann. Sportlicher Tiefpunkt ist eine glatte 0:8 Niederlage der ersten Schachmannschaft gegen den damaligen Tabellenführer Balingen im März 1967.

 

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Josef Fritzenschaft (mit Hut), daneben Helmut Butz (Freundschaftsspiel 1960)
Um den Mitgliederrückgang auszugleichen, beschließt man auf der Jahreshauptversammlung 1967, sich verstärkt der Jugendarbeit zuzuwenden. Im neuen Spiellokal "Bahnhofsgaststätte", in das der Verein im selben Jahr übergesiedelt war, finden fortan all sonntagmorgendlich Jugendtermine unter Leitung von Günther Krüger statt. Wegen dieser Mehrbelastung gibt er im Mai 1968 sein Vorstandsamt an Dipl. Ing. Manfred Schreiber ab.

 

Die Jugendarbeit trägt schon bald Früchte. 1969 kann der Verein mit Bernhard von der Herberg, Norbert Heni, Wolfgang Kupper und Ralf Krüger eine schlagkräftige Mannschaft bei den Bezirksjugendmeisterschaften stellen. Ein voller Erfolg wird auch die von März bis Mai 1969 ausgetragene und von Jugendleiter Krüger organisierte erste Rottweiler Jugendmeisterschaft, die für die Nachwuchsarbeit in den folgenden Jahren die entscheidenden Impulse setzt. Überlegener Sieger wird hier mit 24 Punkten aus 24 Partien Bernhard von der Herberg, der sich danach über Jahre hinweg bis zu seinem Abgang auch als stärkster Spieler des Vereins in der ersten Mannschaft etabliert und 1970 Kreiseinzelmeister wird. Das Jugendturnier, in dem künftig um den von Oberbürgermeister Regelmann gestifteten Wanderpokal gespielt wird, bleibt bis in die Mitte der 70er Jahre hinein eine feste Institution des Vereins bei der Förderung junger Talente.

Doch bleibt der Verein vor weiteren Rückschlägen vorerst nicht verschont. Der gerade erst gewählte erste Vorstand Manfred Schreiber wird beruflich versetzt und bei der Hauptversammlung findet sich niemand, der das Amt zu übernimmt. Heinz Schwarzwälder und Josef Baur leiten daraufhin den Verein kommissarisch. Die erste Schachmannschaft muss im entscheidenden Spiel am letzten Spieltag der Saison 1969/70 gegen Bisingen eine Niederlage hinnehmen und steigt gar in die Kreisklasse ab. Fortan spielen beide Rottweiler Schachmannschaften nur noch in der untersten Spielklasse. Ein Tiefpunkt ist erreicht.

1970 findet ein Spiellokalwechsel mit dem Umzug in das Gründungslokal des Vereins, das Gasthaus "Rebstock", statt. Mit Dipl. Kaufmann Dr. Lothar Weisser wird endlich auch ein neuer Vorstand gewonnen, dem Heinz Schwarzwälder und Günter Krüger assistieren. Nach 22 verdienstvollen Jahren gibt Haftanstaltsleiter Anton Lang ("Cafe Lang") sein Amt als Kassierer an Heinz Heidecke ab.

Im Turniersport bringt die Mischung aus erfahrenen und jugendlichen Spielern den Erfolg zurück. Die erste Mannschaft wird auf Anhieb Meister der Kreisklasse, scheitert jedoch bei den Aufstiegsspielen in die Bezirkskiasse knapp. Als Beitrag zur jüngsten Städtepartnerschaft der Stadt Rottweil mit dem südfranzösischen Hyères werden zwischen Juni 1970 und April 1971 zwei Fernpartien mit dem dortigen Schachverein ausgetragen. Jede Zugfolge wird an den Vereinsabenden von den Mitgliedern ausgiebig beraten und analysiert. Das Niveau beider Mannschaften ist ausgeglichen, und Rottweil wie Hyères gehen je einmal als Sieger hervor. Weitere Fernpartien, auch privater Natur, und ein Besuch des Schachvereins in Hyères 1974 intensivieren die Kontakte, die danach aber zunehmend verebben. Vor allem wohl deshalb, weil der dortige Schachverein partout nicht zu einem Gegenbesuch nach Rottweil zu bewegen ist. Im Juli 1971 wird die neue Gartenschachanlage an der Minigolfanlage in der Stadionstrasse mit einem Freundschaftsspiel gegen den Schachverein Dunningen förmlich eingeweiht. Bei herrlichem Sommerwetter endet die Partie nach 33 Zügen friedlich remis.

In der Saison 1971/72 wird Rottweil wiederum Kreisklassenmeister, scheitert aber erneut, diesmal an Altensteig und Balingen n, in den Aufstiegsspielen. Rottweil II mit einer reinen Jugendmannschaft wird zweiter der A-Klasse. Die Spielabende finden inzwischen im Gasthaus "Hasen" statt. Auf der Hauptversammlung im September 1972 kandidiert Lothar Weisser nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden. Es übernimmt Studienrat Reiner-Gert Nickel. Unter seiner Vorstandschaft wird der Verein nun deutlich straffer geführt und es wird auch mit einigen Missständen im Verein aufgeräumt. Das Skatspielen an den Vereinsabenden wird unterbunden und die Vereinsturniere in ihrer heutigen Form erstmals mit einem verbindlichen Modus und festen Spielterminen versehen. Es gelingt dem neuen Vorstand auch, über die Schulen weitere Jugendliche für das Schachspiel zu gewinnen. Bei der Stadtjugendmeisterschaft 1972 beteiligten sich stolze 40 Jugendliche, ein Rekord, der in späterer Zeit nie mehr übertroffen wird.

Der ersten Schachmannschaft gelingt im dritten Anlauf dann endlich der Wiederaufstieg in die Bezirksklasse. In den Aufstiegsspielen schlägt man den Meister Zollern-Alb, Schömberg, mit 5:3 und den Meister Schwarzwald, Schramberg-Sulgen, mit 4,5:3,5. Erstmals auf sich aufmerksam macht dabei Hans-Hubert Sonntag. Der bald das Spitzenbrett erklimmende Jugendspieler steigert sich vom Bezirksjugendmeister im Schachsport kontinuierlich, erringt in späterer Zeit dann den Titel eines internationalen Schachmeisters und gehört in den 80/90er Jahre u.a zur Stammbesetzung des Schachbundesligisten Bochum.

1974 sollte eigentlich das 50jährige Vereinsjubiläum mit einer Großveranstaltung gefeiert werden, für das mit Wolfgang Unzicker und Lothar Schmid auch zwei deutsche Großmeister im Rahmen einer Simultanveranstaltung gewonnen werden konnten. Eine herbe Enttäuschung war dann jedoch die erschreckend schwache Teilnehmerzahl bei den Voranmeldungen, die die Vereinsführung wegen des finanziell nicht überschaubaren Risikos bewog, die Veranstaltung im letzten Moment doch noch abzusagen. Keine Teilnehmerprobleme verzeichnete dagegen das Jugendhausturnier am 5. Oktober, bei dem 35 "Youngsters" zwischen 9 und 20 Jahren antraten. Von nun an wird eine ständige Schach-AG im Jugendhaus (heutige "Villa Duttenhofer") eingerichtet, die nach der Schließung des Jugendhauses ins Albertus-Magnus-Gymnasium verlegt und ständig von Vereins Spielern betreut wird.

In der Saison 1973/74 erkämpft sich die erste Schachmannschaft in der Stammbesetzung Ulrich Kuchelmeister, Reiner-Gert Nickel, Hans-Hubert Sonntag, Wolfgang Lipke, Peter Goldinger, Jürgen Hiller, Theo Engeser und Hans Luksch die Meisterschaft in der Bezirksklasse und nach acht Jahren Abstinenz ist der Verein wieder in der Landesliga vertreten. Bei den Bezirksblitzmeisterschaften belegt das Rottweiler Viererteam ebenfalls den ersten Platz, der im kommenden Jahr sogar verteidigt werden kann. Vom "Hasen" wechselt der Verein im Mai 1974 wieder in die Bahnhofsgaststätte, wobei der allwöchentliche Vereinsabend nunmehr von Donnerstag auf Freitag verlegt wird. Verstärkt durch den Zugang von Ekkehard Günter vom Schachverein Dunningen gelingt der ersten Rottweiler Schachmannschaft in der folgenden Saison beinahe der Durchmarsch in die Oberliga. Als Landesligameister zur Aufstiegsrunde qualifiziert, scheitert man jedoch am SC Tübingen.

Rottweil II schafft den Aufstieg in die Kreisklasse, wobei Hans Günter Fricke mit 5:0 Punkten völlig verlustpunktfrei bleibt. Einzelerfolge auf Bezirksebene gelingen auch Hans-Hubert Sonntag Als Blitzmeister und Ulrich Kuchelmeister als Bezirksjugendmeister.

Nachdem sich Reiner-Gert Nickel auf der Jahreshauptversammlung 1975 nicht mehr zur Verfügung stellt, tritt Wolfgang Lipke das Amt des 1. Vorsitzenden an. Zur Verbesserung der Spielstärke der aktiven Vereinsmitglieder entschließt man sich auf Vereinsseite zur Einführung regelmäßiger Übungsstunden an den Vereinsabenden, zu denen sich Ulrich Kuchelmeister, der auch als Jugendleiter fungiert, und Peter Goldinger zur Verfügung stellen. In der Vereinsmeisterschaft wie im Blitzturnier gibt es erstmals eine selten identische Dreierkonstellation: Ulrich Kuchelmeister, Peter Goldinger und Josef Goldinger - letzter zwischenzeitlich aus Dunningen an alte Wirkungsstätte zurückgekehrt - belegen jeweils die ersten drei Plätze. Neben dem Otto-Stiehle Gedächtnisturnier, das Hans-Hubert Sonntag gewinnt, wird auch das Pokalturnier, diesmal mit dem Modus von einer Normal- (2 Punkte) und einer Blitzpartie (1 Punkt), ausgetragen. Seine dritte Turnierkrone heimst hier Ulrich Kuchelmeister nach einem Stichkampf gegen Peter Goldinger ein. Gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres ist im Sommer 1976 eine viertägige Ausflugsfahrt in die österreichische Partnerstadt Imst. Neben ausgiebigen Wanderungen mit den Familien im Ötztal steht auch ein Freundschaftsspiel mit dem dortigen Schachverein an, das 8:2 gewonnen werden kann.

Trotz des schmerzlichen Abgangs von Hans-Hubert Sonntag erringt die erste Rottweiler Schachmannschaft in der Saison 1976/77 ihren größten Vereinserfolg. In der Stammbesetzung Ulrich Kuchelmeister, Peter Goldinger, Josef Goldinger, Ekkehard Günter, Horst Lange, Reiner-Gert Nickel, Harald Keller und Theo Engeser wird die erste Mannschaft Landesligameister und steigt in die zwischenzeitlich neu eingerichtete Verbandsliga auf. Zeitgleich erringt Rottweil II die Meisterschaft in der Kreisklasse und steigt in die Bezirksklasse auf. Auch die Mannschaftswertung beim Bezirksblitzturnier geht in dieser Saison nach Rottweil. Und Hans-Hubert Sonntag sicherte sich beim Blitzschach noch den Einzelsieg zum dritten Mal in Folge. Großen Anklang im Verein finden auch die Kegelabende, die als Abwechslung zum Vereinsgeschehen bis zu sechsmal im Jahr stattfinden.

In der Verbandsligarunde muss die erste Mannschaft im Jahr darauf aber doch einen gewaltigen Leistungsunterschied feststellen und kann lediglich einmal mit einem 5,5:2,5 Erfolg gegen Göppingen aufwarten, während die übrigen Partien verloren gehen. Somit steigt man postwendend wieder ab. Harald Keller und Josef Goldinger erzielten mit 4,5 bzw. 3,5 Punkten aber noch sehr gute Einzelergebnisse.

1977/78 können im Jugendbereich dank guter Nachwuchs arbeit gleich drei Mannschaften - eine Jugendmannschaft (Uli Lipke, Gundhard Müller, Gunter und Holger Haftstein) und zwei Schülermannschaften (Thomas Rottmann, Thomas Weiss, Karsten Weiss und Martina Stoje, sowie Christof Birkenmeyer, Norbert Wölbl, Jürgen Goldinger und Gernot Eylandt) - gemeldet werden. Weitere Rekorde können auch von anderer Stelle vermeldet werden. Mit sagenhaften 14 1/2 Punkten aus 15 Partien beherrscht Harald Keller bei seinem ersten Vereinsturniersieg völlig das Geschehen. Ein Erfolg, der in gleicher Höhe im Jahr darauf Peter Goldinger wiederholen kann, dann aber nie wieder erreicht wird. Im Blitzturnier hatte letzterer die Akzente gesetzt: 16:0 Punkte lautete auch hier nach drei Stunden Spielzeit das stolze Ergebnis.

1979 feiert das Leibniz-Gymnasium Rottweil Schulfest. Von Seiten des Schachvereins wird dabei als Hauptattraktion im Schulhof eine Schachpartie mit Lebendfiguren initiiert. Die Begeisterung unter den Schülern ist enorm, als 32 zu Schachfiguren verkleidete Schüler von Harald Keller, der die Partie schließlich gewinnt, und Peter Goldinger Zug für Zug über die 64 Felder in den Kampf geschickt werden. Bei einem anschließenden Simultanturnier treten Reiner-Gert Nickel und Peter Goldinger noch an jeweils 15 Brettern gegen eine Schülerauswahl an, behalten mit 14:1 bzw. 13:2 aber recht deutlich die Oberhand.

Eine Attraktion ganz anderer Art wird dann der Stadtlauf während des Stadtfestes im September 1979. Bei den unter sporttreibende Vereine, kulturelle Vereine und weibliche Klassen unterteilten Gruppen startet das Team des Schachvereins mit Josef und Peter Goldinger, Rudolf Wölbl, Christian Jendel und Harald Keller unter den "Kulturtreibenden", wobei man sich seiner Zwitterstellung als Medium zwischen Sport und Kultur durchaus bewusst ist. Der Gewinn der Silbermedaille zeigt aber auch, dass Schachspieler nicht nur im Sitzen Höchstleistungen zu erbringen fähig sind!

Bedingt durch steigende Mitgliederzahlen kann der Schachverein in der Saison 1979/80 erstmals mit drei Mannschaften aufwarten. Mit hauchdünnem Abstand von nur einem Brettpunkt zu Spaichingen verpasst die Landesligamannschaft aber wie im Vorjahr die Meisterschaft nur knapp. Das beste Einzelergebnis schafft Christian Jendel mit fünf Gewinn- und drei Remispartien. Der zweiten Mannschaft gelingt nach dem Abstieg der sofortige Wiederaufstieg in die Bezirksklasse; und auch die dritte Mannschaft steigt in ihrem Debütjahr gleich in die Kreisklasse auf. Für viele überraschend deklassiert Reiner-Gert Nickel die starke Konkurrenz beim Möhringer Schnellschachturnier 1980 und wird Turniersieger. Am Fastnachtssonntag 1981 ist die Freude dann riesengroß, denn man nimmt erstmals geschlossen als Verein am Umzug durch die Rottweiler Innenstadt teil. Im Gesicht weiß-schwarz-quadriert bemalte Mitglieder im "Baurakittel" ziehen in einem eigens hergerichteten "Schachverein-Auto" durch das Schwarze Tor und begeistern die Zuschauer.

An der Jugend-Schülermeisterschaft, anlässlich des Schachtreffs im Albertus Magnus Gymnasium von Oktober 1980 bis April 1991 ausgetragen, beteiligen sich zwölf Spieler um Punkte und Preise. Der Newcomer des Jahres - Thomas Haizmann - obsiegt deutlich mit 10 1/2 Punkten, gefolgt von Alexander Hense (9 1/2) und Murat Tunca (9) und unterstreicht seinen beginnenden Führungsanspruch, den er in den nächsten Jahren als einer der Spitzenspieler des Vereins auch einnehmen wird.

 

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Geselliges Beisammensein, Dunningen 1980

 

Denkbar nah öffnet sich das Tor zur Verbandsliga wieder 1981/82. Im letzten Spiel gegen Mitfavorit Balingen hätte ein 4:4-Unentschieden zum Aufstieg gereicht. Doch Fortuna war den Rottweilern nicht hold: Mit 3,5:4,5 fiel die Tür dumpf klingend ins Schloss. Dafür ist man beim neu geschaffenen "Bezirksviererpokal" wesentlich erfolgreicher und scheidet erst im Finale gegen Donautal Tuttlingen aus. Ein Vergleichkampf des Bezirks Alb-Schwarzwald am 6. September 1981 gegen den badischen Bezirk in Schwenningen endet zwar 15,5:33,5, doch können die beiden Rottweiler Teilnehmer Peter Goldinger und Christian Jendel voll punkten. Auch im Rückkampf 1982 muss der Schwarzwaldbezirk trotz Einzelsiegen von Peter Goldinger, Reiner-Gert Nickel und Alexander Hense eine herbe 14:30 Schlappe hinnehmen.

 

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Mitglieder des Schachvereins an der Rottweiler Fasnacht, 1981

 

Ein schachliches Großereignis der besonderen Art findet dann am 27. Januar 1982 in der Konrad-Witz-Schule statt. Auf Initiative der Buchhandlung Dreher (Klein) wird eine Simultanveranstaltung mit Raymond Keene, einem der Sekundanten im vorangegangenen Weltmeisterschaftskampf, gegeben. In 29 Spielen gibt der englische Großmeister lediglich 5 1/2 Punkte ab - einen davon in einer denkwürdigen Partie gegen Peter Goldinger. Ins selbe Jahr fällt mit dem "Schachexpress" die Herausgabe einer vereinseigenen Schachzeitschrift durch Peter Goldinger, in der Vereinspartien dargestellt und analysiert werden. Zwar ist der Zeitschrift nur eine kurze Lebensdauer beschieden, doch findet im "Schwarzen Springer", der seit den achtziger Jahren von Harald Keller und Thomas Haizmann aufgelegt wird, eine erfolgreiche Fortführung statt.

Die Verbandsrunden 1982/83 bringen wenig aufregendes. Rottweil I wird vierter der Landesliga. Rottweil II, zwischenzeitlich aus der Bezirksklasse abgestiegen, wird zweiter und Rottweil III fünfter der Kreisklasse. Einen weiteren Glanzpunkt in seinem Wirken setzt sich Harald Keller beim vereinseigenen Pokalturnier, das er mit 18:0 Punkten gewinnt. Peter Goldinger kommt auf Platz 2 mit 15 Punkten, holt sich dafür aber im Vereinsturnier die Meisterschaft. Seinen Einstand als Blitzmeister des Schachvereins feiert Thomas Haizmann, punktgleich mit Harald Keller und Bernhard v.d. Herberg.

Nachdem bereits auf der Jahreshauptversammlung 1982 beschlossen worden war, den Verein ins Vereinsregister eintragen zu lassen, wird durch Wolfgang Lipke, Günter Reelitz, Hans-Günther Fricke und Meinrad Zeller ein Vereinsstatut entworfen, das auf einer außerordentlichen Versammlung am 30. September 1983 diskutiert und mit Änderungswünschen versehen bei zwei Enthaltungen einstimmig angenommen wird. Pünktlich noch zu seinem 60jährigen Vereinsjubiläum wird der Schachverein im Dezember 1984 ein eingetragener Verein. Handlungsorgan des Vereins ist nunmehr ein auf zwei Jahre gewählter achtköpfiger Vorstand, dem neben den nach außen allein vertretungsberechtigten 1. und 2. Vorsitzenden noch der Schriftführer, der Kassierer, der Turnierleiter, der Jugendleiter, der Pressewart und der Gerätewart angehören. Zum Vereinsjubiläum beschließt man von Vereinsseite aus ein eigenes, überregionales Schachturnier zu veranstalten und entschließt sich zu einem Schnell Schachturnier für Vierermannschaft mit 15 Minuten Bedenkzeit pro Spieler und Partie. Durch den Einsatz vieler freiwilliger Helfer, die bei der Bestuhlung, in der Küche, durch Kuchenspenden und bei der computerunterstützten Turnierorganisation zum Einsatz kommen, wird das Turnier in der Rottweiler Stadionhalle gleich ein voller Erfolg. Aus dem gesamten württembergischen Raum kann Turnierleiter Reiner-Gert Nickel 31 Gastmannschaften begrüßen, darunter zahlreiche Vertreter der höheren Schachligen. Drei weitere Mannschaften schickt Rottweil selbst ins Feld. Sieger des Turniers wird die Mannschaft der Stuttgarter Schachfreunde, gefolgt von Konstanz und Offenburg. Die Rottweiler Mannschaften belegten die Plätze 14, 19 und 33. Dass nach der sechsten Runde der Computer aufgrund eines Bedienungsfehlers "abstürzte", verkam fast zur Nebensache, denn die gleich einsetzende Auslosung per Hand verlief wie am Schnürchen und auch sonst hatte man an diesem Tag auf Rottweiler Seite wenig Grund, nicht glücklich zu sein. Das Rottweiler Schnellschachturnier für Vierermannschaften ist seither eine feste Einrichtung und bildet gewissermaßen den Höhepunkt eines jeden Vereinsjahres.

 

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Rottweiler Schnellschachturnier in der Stadionhalle Rottweil, 1987

 

 

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Ausschnitt mit (stehend v.r.n.l.:) Thomas Haizmann, Harald Keller, Ekkehard Günter, (davor sitzend v.l.n.r.:) Josef Wölbl und Thomas Rottmann

 

In den Mannschaftskämpfen steht Rottweil I ein weiteres mal dicht vor dem Aufstieg. Beim entscheidenden Aufstiegsspiel gegen Schramberg scheitert man nach insgesamt fast sieben Stunden Spielzeit jedoch mit 3:5. Mit einem glänzenden Saisonergebnis von 6 1/2 aus 7 sticht Peter Goldinger an Brett 2 hervor. Wenn nicht die erste, dann wenigstens die zweite, und so erklimmt Rottweil II ein weiteres Mal die Bezirksklasse. Mit einem soliden Mittelfeldplatz endet für die Dritte Mannschaft das Spieljahr in der Kreisklasse. Bei der Kreisjugendeinzelmeisterschaft feiern dann Klaus Hummel und Gernot Eylandt bei den B Jugendlichen die Plätze eins und zwei.

Die Vereinsspiele finden zu dieser Zeit schon nicht mehr in der Bahnhofsgaststätte statt, sondern im "Rebstock", wo man nach einer Pächteraufgabe im Bahnhof umgezogen war. Das Kapitel "Rebstock" ist jedoch nicht von allzu langer Dauer und schon bald steht der nächste Wechsel, diesmal in die "Germania" in Rottweil­Altstadt, an.

Die Anzahl der am Vereinsturnier teilnehmenden Spieler erreicht einen ersten Höhepunkt. Um das Turnier nicht über Gebühr zeitlich in die Länge zu ziehen, wird es erstmals in zwei Gruppen ausgespielt, wobei die Bestplatziertesten anschließend in einer dritten Gruppe dann den Vereinsmeister ermitteln. Bei rückgängiger Teilnehmerzahl in den folgenden Jahren wird wieder zum ursprünglichen Modus übergegangen, bei dem jeder gegen jeden spielt. Mit Ursula Hermann stellt der Verein in dieser Zeit zugleich die spielstärkste Frau im Bezirk.

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre kann der Schachverein besonders beim Blitzschach Erfolge feiern. 1987 wird Thomas Haizmann Bezirksblitzeinzelmeister. Die Vierermannschaft, im selben Jahr noch drittplazierter im Bezirk, glänzt im Jahr darauf in der Besetzung Thomas Haizmann, Harald Keller, Peter Goldinger und Klaus Hummel mit der Bezirksblitzmannschaftsmeisterschaft. Bei der württembergischen Meisterschaft gelingt ihr der Einzug bis ins Halbfinale, wo ein 0,5:3,5 gegen den Oberligisten Markdorf dann das Ausscheiden bedeutet. Während Klaus Hummel sich die Kreismeisterschaft sichert, gelingt Rottweil I (Thomas Haizmann, Harald Keller, Peter Goldinger, Gunter Haftstein) auch der Sieg im Bezirkspokal mit einem glatten 4:0 über Schramberg.

Mitte der 80er Jahre war unter Leitung von Studiendirektor Reiner-Gert Nickel am Leibniz-Gymnasium eine leistungsstarke Schulschachmannschaft herangereift, der mit Gernot Eylandt, Edgar Eckwert, Thomas Fuß und Hartwig Spors 1987 der Einzug bis ins Endspiel um die württembergische Schulschachmeisterschaft gelingt. Gegen das Schachgymnasium Altensteig scheitert man aber. Im Jahr darauf kann der Erfolg wiederholt werden. Wiederum im Endspiel unterliegt man diesmal dem Gymnasium Urach.

In der Spielsaison 1988/89 sieht die erste Rottweiler Schachmannschaft wieder einmal wie der sichere Aufsteiger in die Verbandsliga aus. Mit deutlichen Erfolgen, darunter auch ein glattes 8:0 gegen Möhringen, wird aufgetrumpft. Doch anstatt einem nur noch erforderlichen Remis in der Schlussrunde unterliegt man dem Verfolger Balingen unglücklich mit 3,5:4,5 und wird vor der Zielgeraden abgefangen. Der anschließende Sieg von Harald Keller bei der Kreisblitzmeisterschaft kann da die Enttäuschung nur teilweise mildern.

Auf der Jahreshauptversammlung im Juni 1989 stellt sich Wolfgang Lipke nicht mehr für den Vereinsvorsitz zur Verfügung. Nach seiner 14-jährigen, verdienstvollen Tätigkeit für den Verein findet sich zunächst kein Nachfolger. Erst auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst kann Peter Goldinger für das Amt gewonnen werden. Doch bereits 1991 gibt er das Amt wieder ab. Ihm folgt Harald Keller.

Seit Ende der 80er Jahre ist der Verein fast ständig auf der Suche nach einer längerfristigen Unterkunft für seine Vereinsabende. Ein Dilemma, das sich bis in die jüngste Vergangenheit zog. Wegen beginnenden Umbauarbeiten in der "Germania" muss sich der Verein zunächst 1989 nach einer anderer Örtlichkeit umsehen, die er in der "Flasche" auch findet, wo ein entsprechend großer Nebenraum zur Verfügung steht. Im Sommer 1993 schließt aber die "Flasche" und der Verein zieht in die "Alte Post" um. Dort erweist sich aber schon bald die Handhabung des Pächters auch zur anderweitigen Belegung des Nebenraums an den Vereinsabenden und dessen Unzuverlässigkeit zu einem Konfliktpunkt, der 1995 zum Umzug ins "Reiterstüble" führt. Die dortigen Räumlichkeiten jedoch erweisen sich schnell als zu klein. Darüber hinaus machen sich unter den Mitgliedern vereinzelt auch Heuallergien bemerkbar, die schließlich eine neuerliche Suche aufkommen lassen. Das Problem dabei: Es gibt in Rottweil innerorts kaum noch Gastronomiebetriebe, die über einen entsprechend großen Nebenraum, gerade auch zur Austragung von Mannschaftskämpfen, verfügen. So ist man insgesamt doch recht glücklich, mit dem "Jägerstüble" im Ortsteil Göllsdorf eine adäquate Unterkunft zu finden, wenngleich dadurch der direkte Bezug zur Rottweiler Innenstadt verloren geht. Auswirkungen hat dies vor allem im Jugendbereich, den man in der Kernstadt belässt. Zu Jahresende 1998 schließt dann aber auch das "Jägerstüble" seine Pforten. Nach einem kurzen Intermezzo in der Pizzeria "La Trattoria" in Rottweil findet der Verein schließlich im Kultur und Tagungszentrum "Altes Gymnasium" eine neue Räumlichkeit. Erstmals in der Vereinsgeschichte finden die Vereinsabende nun nicht mehr in einer Gastronomie statt. Ohne die Stadt Rottweil, die in dankenswertester Weise für den Verein die laufenden Raumkosten übernimmt, wäre dieser Umzug freilich so nicht möglich gewesen. Das Jugendschach, das in den Jahren davor als Schulschach am Droste-Hüllshoff-Gymnasium eingerichtet worden war, kann seither wieder vor den freitäglichen Vereinsabenden stattfinden.

Im Mai 1990 war nach kurzer schwerer Krankheit Robert Dom, eine der treibenden Kräfte des Vereins und über viele Jahre Funktionär in verschiedenen Vereinsämtern, im Alter von erst 35 Jahren verstorben. Ihm zu Ehren wurde das Robert-Dom-Gedächtnisturnier eingerichtet. Nach dem Modus von neun Runden mit je einer Schnellschach- und einer Blitzpartie (15 bzw. fünf Minuten Bedenkzeit) knüpft es an das Otto-Stiehle-Gedächtnisturnier an, das Anfang der 80er Jahre letztmals ausgetragen worden war. Den von der Familie Dom hierzu gestifteten Wanderpokal konnte bislang Harald Keller viermal erringen.

 

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Landesligabegegnung Tuttlingen II - Rottweil I im April 1995 im Bauhof Tuttlingen. Rottweil (linke Seite) mit (v.h.n.v.:) Klaus Hummel, Harald Keller, Peter Goldinger, Gunter Haftstein, Edgar Eckwert, Reiner-Gert Nickel, Thomas Fuß und Josef Goldinger
In der Saison 1990/91 erreicht Rottweil II in der Stammbesetzung Ronny Völkle, Anton Rösch, Holger Haftstein, Josef Goldinger, Josef Wölbl, Edgar Eckwert, Heinz Schwarzwälder und Werner Hirsch als Tabellenzweiter punktgleich mit Trossingen den Aufstieg in die Bezirksliga. Doch muss man hier dem Leistungsgefälle Tribut zahlen, und steigt schon in der kommenden Saison wieder ab. In den Folgejahren entwickelt sich Rottweil II dann fast stetig zu einer "Fahrstuhlmannschaft".

 

1991 qualifiziert sich der schon seit Jahrzehnten im Fernschach aktive Reiner-Gert Nickel erstmals für die europäische Fernschachmeisterschaft, wo er auf weitere 15 Qualifizierte aus Deutschland, Russland, Lettland, Ukraine, Dänemark und Norwegen trifft. Hier erzielt er seinen bisher größten Erfolg: Bei nur einer Niederlage erringt er in seinem 45. Fernschachturnier die erforderliche Punktzahl und wird bei Abschluss des Turnier 1995 mit dem Titel eines Internationalen Meisters (IM) des Fernschachs ausgezeichnet.

In der Saison 1993/94 startet die erste Rottweiler Schachmannschaft personell verstärkt mit deutlichen Auftakterfolgen in die Meisterschaftsrunde, als wieder einmal das Schicksal zuschlägt: Spitzenspieler Gerhard Schulz erkrankt schwer und stirbt an den Folgen eines bösartigen Tumors. Die Mannschaft verliert damit nicht nur einen ihrer besten Spieler, sondern muss in den folgenden Spielen auch sämtliche Meisterschaftsambitionen begraben. In den folgenden Jahren fällt Rottweil I, bedingt nicht zuletzt durch einige Abgänge, in der Landesliga zunehmend ins Mittelmaß zurück. In der Saison 1998/99 kommt man gar erstmals richtig in Abstiegsgefahr, die erst am letzten Spieltag durch einen Sieg über Schramberg-Lauterbach gebannt werden kann.

Erfreulicherweise stellen sich aber wieder mehr Mitglieder dem aktiven Mannschaftssport zur Verfügung. 1997 kann erstmals eine vierte Schachmannschaft gemeldet werden, die seither in der A-Klasse Donau/Neckar aktiv ist und vor allem den Jugendlichen im Verein die Möglichkeit bietet, erste Erfahrungen im Turnierschach zu sammeln.

Im Vereinsvorstand war in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre zunehmend Bewegung geraten. 1995 gab Harald Keller das Amt des 1. Vorsitzenden an Thomas Fuß ab, der sich nach zwei Jahren aber studienbedingt gezwungen sah, das Amt wieder zur Verfügung zu stellen. 1997 nahm sich daher Karl Heiler dieser Aufgabe an. Doch im Jahr darauf wurde er beruflich nach Radolfzell versetzt und die weite Entfernung zum Vereinsort erwies sich zunehmend als belastend, so dass er nach zweijähriger Tätigkeit auf eine Wiederwahl verzichtete. Seit 1999 leitet nun Edgar Eckwert den Verein.

 

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Fester Bestandteil im Vereinsleben seit vielen Jahren ist das Schachturnier in Klausen, verbunden mit ausgiebigen Wanderungen in der Südtiroler Bergwelt.