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Runde 2

Aktualisiert (Sonntag, den 24. Oktober 2010 um 17:35 Uhr) Geschrieben von: Philipp Sieweck Sonntag, den 24. Oktober 2010 um 07:00 Uhr

Kiebitz Philipp meldet sich wieder zum Dienst. Diesmal richtete sich mein Interesse auf die Schachsportskanonen der Kreisklasse, die sich mit dem Aufstiegsfavoriten Stockenhausen-Frommern abmühen durften. Da unsere Greisklassenmannschaft in Bezug auf ihre Partien eine verschwiegene Truppe ist, habe ich möglichst unauffällig mit Kamera versucht, ein paar Motive (vorzugsweise schachlicher Natur) vor die Linse zu bekommen.

Brett 1: Kevin Narr - Josef Goldinger
Die schwarze Damenflügelecke scheint gerade ein echter Geheimtipp zu sein. Den schwazen Monarchen will man bei solchen Events aber nicht dabei haben, geschweige denn babysitten.


Brett 2: Rüdiger Kunkel - Georg Söllner
Ein bisschen Druck auf den rückständigen c-Bauern...

... führte dann zu dieser Stellung, ab der Rüdiger den Rest des Abends lieber als Kiebitz verbringen wollte.


Brett 3: Bernd Merz - Josef Wölbl
Schlechter Läufer gegen guten Springer?


Brett 4: Werner Hirsch - Köppen, Matthias
Hier wusste Werner nicht, wie man die Stellungs weiter verbessert. Remis.


Brett 7: Kai Müller - Gerda Sträßer

Partie nachspielen


Brett 8: Peter Winker - Holger Wörz
1...Dxc2?? 2. Dd2??

Im Spielsaal angekommen verschaffte ich mir erst einmal einen groben Überblick vom aktuellen Spielgeschehen; die Partien liefen bereits seit 1½ Stunden. Erkannt wurde ich dabei nicht - mit Fremd-Kiebitzen rechnet hier keiner. Selbst Goldinger Sepp ging haarscharf an mir vorbei, sodass ich mich dann doch dazu genötigt sah, meine Tarnung aufzugeben und mich durch Schulterklopfen zu erkennen zu geben. Klappte allerdings erst beim zweiten Mal.

Zur Ehrenrettung von Sepp sei aber gesagt, dass er allen Grund hatte, abgelenkt zu sein: Ein mit fast 2000 DWZ-Pferdestärken angetriebenes gegnerisches Läuferpaar plus Dame auf seinen eigenen König zielen zu sehen, kann einem auf den Magen schlagen. Lange quälen musste er sich jedenfalls nicht und es stand 1:0 für Frommern.

Von der lästigen Partie befreit ging Sepp seiner eigentlichen Berufung nach: dem Kiebitzen. Die nächste Entscheidung fiel an Brett 5. Peter Geeven hatte sich durch ein paar taktische Manöver eine Gewinnstellung mit Mehrfigur und möglichen Mattkombinationen erarbeitet... und stellte wegen eines undurchdachten Königzugs seine Dame ein. 2:0

Den dritten Punkt für Frommern lieferte kurze Zeit später Brett 2. Rüdiger hatte an diesem Tag ein Händchen dafür, wie man dem Schwarzen die Eröffnung möglichst angenehm gestaltet. Weißen Anzugsvorteil abgeben? Braucht man nicht drüber reden. Verbundenes schwarzes Bauernzentrum? Gerne. Rückständigen Bauern auf der c-Linie einbehalten (s. Diagramm)? Klar, der Gegner soll nach der Eröffnung ja nicht planlos dastehen. Läuferpaar aufgeben? Man muss eben sicher gehen.

Nach diesem Zwischenstand fragte ich mich, ob es nicht besser wäre, heim zu gehen. Mit drei Punkten im Rückstand und keiner Partie in Sicht, die zur unmittelbaren Aufholjagt taugt, könnte man als Kiebitz anfangen, über denn Sinn seines Hierseins zu grübeln. Andererseits muss man auch ein wenig Belastbarkeit demonstrieren. So trüb sah die Lage nun auch wieder nicht aus. Die zu diesem Zeitpunkt interessantesten Partien liefen an Brett 3 und 4.

Josef Wölbl hatte seine Bauern auf die Farbe seines Läufers gestellt, der sich zudem immernoch auf seinem Ausgangsfeld breit machte. Sein Gegner verfügte dagegen über einen Springer, der theoretisch schön in all die Lücken reinhüpfen könnte (s. Diagramm). Doch wenige Züge später kam der schwarze Läufer über a6 und c4 auf das schöne Feld d5 und der weiße Springer hatte nichts mehr zu melden. Mit dem Abtausch der h-Bauern hatte Schwarz plötzlich eine viel aktivere Stellung. Zum Sieg hat es allerdings nicht gereicht. 3½:½ - immerhin.

Um Werners Partie war es auch ein wenig schade. Fehler hat er zwar keine gemacht, im Gegenteil: Hier war es diesmal der Läufer, der den Springer der Gegenseite einschüchterte. Zusammen mit Kollege Turm wurde die schwarze Stellung von hinten aufs Korn genommen (s. Diagramm). Dummerweise war Werner dann mit seinem Latein am Ende und wusste nicht, wie man das Spiel weiter spielen soll. Sein Gegner wusste es auch nicht, bzw. wollte es auch nicht wissen. Remis Nr 2.

Waldemars unspektakuläres Remis ergab dann einen Zwischenstand von 4½:1½ für Frommern. Seltsamerweise wurde es dann noch einmal spannend, als der Mannschaftskampf nun unweigerlich verloren war. Dem neutralen Kiebitz Philipp gestand Gerda, dass sie gleich aus den Latschen kippt und todmüde vom Schachturnier aus Loßburg ist, zu dem sie gleich am nächsten Tag wieder fahren wollte. Danach sah ihre Eröffnungsbehandlung auch aus und ihr Gegner baute eine Druckstellung auf der e-Linie auf. Er, wach und munter, lässt jede Vorsicht fallen und stellt plötzlich eine Figur ein, die ihm Gerda ein paar Züge später netterweise zurückgibt (Hier nachspielen). Wieder nur Remis.

Zu guter Letzt war da noch Peter an Brett 8. Er war von der Notationspflicht befreit, bekam dafür aber 10 Minuten weniger auf die Uhr. Hat ihm offenbar nichts ausgemacht. 30 Züge waren bereits gespielt und Peter hatte noch 20 Minuten, sein Gegenüber nur noch 4 Minuten auf der Uhr. Die Partie war taktisch recht anspruchsvoll und von beiden soweit ohne größere Fehler gespielt. Aber es kam, wie es kommen musste: Den Knaller zum Schluss gab es dann doch. In hoher Zeitnot rang sich der Frommener zu einer Fehlkombination durch (s. Diagramm). Kiebitze beugten sich aus allen erdenklichen Richtungen über das Brett. Aber Peter glaubte ihm aufs Wort und der fast sichere Punkt ging schließlich auch noch ganz nach Frommern.

6:2 verloren... Sieht schlimm aus, aber chancenlos waren die Rottweiler nicht.

Rottweil 2 - Stockenhausen-Frommern 2:6
Goldinger, Josef - Narr, Kevin 0:1
Kunkel, Rüdiger - Söllner, Georg 0:1
Wölbl, Josef - Merz, Bernd remis
Hirsch, Werner - Köppen, Matthias remis
Geeven, Peter - Wagner, Stephan 0:1
Titz, Waldemar - Narr, Armin remis
Sträßer, Gerda - Müller, Kai remis
Winker, Peter - Wörz, Holger 0:1

Hier noch ein paar Fotos des Tages: